Vor- bzw. Nachteile der privaten Krankenversicherung
Versicherungsnehmer sind in Deutschland nicht auf ein Modell beschränkt. Sie haben die Möglichkeit, zwischen einer privaten bzw. einer gesetzlichen Krankenversicherung zu wählen, wobei beide Modelle von Vor- bzw. Nachteilen geprägt sind.
Um Ihnen bei der Evaluation zu helfen, welches der Systeme das für Sie optimale ist, haben wir diesen Beitrag geschaffen, denn auch wenn die private Krankenversicherung für Person A die optimale Wahl ist, so kann Sie für Person B vollkommen unpassend sein.
Wer darf Teil der PKV werden?
Aufgrund der systematischen Unterschiede zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung ist die private Krankenversicherung nicht für jeden zugänglich. Wer sich privat versichern lassen kann, ist dabei meist von Faktoren, wie dem Einkommen oder der Anstellungsform abhängig.
Studenten
Studierende haben während des Studiums die Möglichkeit, eine private Krankenversicherung in Anspruch zu nehmen. Gerade bei Kindern von Beamten lohnt sich dies, da der Dienstherr bis zu 80 % der Beiträge übernimmt. Studierende haben während des Studiums allerdings auch die Möglichkeit der Familienversicherung. Hierbei werden Sie in der gesetzlichen Krankenversicherung der Eltern beitragsfrei mitversichert.
Angestellte
Grundsätzlich sind angestellte Menschen zu einer Versicherung in der gesetzlichen Krankenkasse verpflichtet. Es existiert jedoch eine Jahresarbeitsentgeltgrenze, welche die Verpflichtung zur gesetzlichen Versicherung aufhebt. Ab einem Monatseinkommen von 5.362,50 € kann der Versicherungsnehmer frei entscheiden, wie er sich versichern möchte. Dies entspricht jährlich 64.350 € wobei Weihnachts- sowie Urlaubsgelder oder andere Boni mit einberechnet werden.
Selbstständige
Abgesehen von Freiberuflern, welche unter Umständen dazu verpflichtet sind, sich selbst über die Künstlersozialkasse zu versichern, steht Selbstständigen die Entscheidung frei der privaten oder gesetzlichen Krankenversicherung beizutreten.
Beamte
Auch Beamte können frei entscheiden, ob sie Teil der privaten oder gesetzlichen Krankenversicherung sein wollen. Gerade für Beamte ist die private Krankenversicherung jedoch besonders sinnvoll, da der Dienstherr 50 % der Kosten übernimmt und so im Vergleich zur gesetzlichen Krankenversicherung keinerlei zusätzliche Kosten entstehen.
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Worin liegt der Unterschied zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung?
Der entscheidende Unterschied zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung liegt in der Systematik dieser. Während die gesetzliche Krankenversicherung nach dem Solidaritätsprinzip funktioniert, arbeitet die private Krankenversicherung nach dem Leistungsprinzip.
Für die gesetzliche Krankenversicherung bedeutet dies, dass alle Versicherten die gleichen Leistungen erhalten. Entweder Behandlung A ist vom Versicherungsschutz gedeckt oder nicht. Durch das Leistungsprinzip der privaten Krankenversicherung unterscheidet sich dies von Versicherungsnehmer zu Versicherungsnehmer. Ob eine Behandlung von der Versicherung übernommen wird, hängt vom gewählten Tarif des Versicherungsnehmers ab.
Des Weiteren unterscheiden sich die Versicherungsformen in der Art und Weise der Abrechnung. In der gesetzlichen Krankenversicherung findet diese direkt zwischen Arzt und Versicherung statt. Der Arzt schreibt eine Rechnung und lässt sie der Versicherung zukommen, welche dafür aufkommt. Wer privat versichert ist muss hingegen zuerst selbst für die Behandlung aufkommen und diese bezahlen. Erst im Nachhinein kann die Rechnung bei der Versicherung zur Erstattung eingereicht werden.
Für wen ist eine private Krankenversicherung sinnvoll?
Stark verkürzt ist die private Krankenversicherung für gesunde Menschen unter 40 Jahren sinnvoll, welche einen risikoarmen Beruf ausüben. Bei jungen Menschen ist das Risiko für kostspielige Erkrankungen geringer. Dieses Gesundheitsrisiko wird durch die Krankenkasse mittels Fragebögen evaluiert. Ist das Risiko gering, ist auch der zu zahlende Beitrag deutlich niedriger. Im Zuge der Gesundheitsfragen werden auch Vorerkrankungen zum Thema. Leidet der Patient etwa unter chronischen Vorerkrankungen, so ist das Risiko eines Falles der Kostenübernahme deutlich höher als bei gesunden Menschen. Auch dies resultiert in höheren Beiträgen, da die Krankenversicherung einen Risikozuschlag erhebt.
Gleiches gilt für den Beruf. Der Beruf eines Bauarbeiters ist deutlich Unfallintensiver als ein einfacher Bürojob, was ebenfalls zu höheren Beiträgen führt.
Für welche Menschen ist die gesetzliche Krankenversicherung die bessere Wahl?
In der gesetzlichen Krankenversicherung stehen jedem Versicherungsnehmer die gleichen Leistungen zu. Des Weiteren zahlt jeder Versicherungsnehmer einen festen Beitrag, welcher abhängig vom Einkommen des Versicherten ist. Je höher also das regelmäßige Einkommen, desto höher ist auch der Beitrag, den der Versicherungsnehmer zu entrichten hat. Darin liegt auch der maßgebliche Unterschied zur privaten Krankenversicherung, in welcher sich die Höhe des Beitrages nach dem Umfang des Versicherungsschutzes richtet. Zwar bleiben die Versicherungsleistungen gleich, egal wie hoch der Beitrag ist, es gibt jedoch die Möglichkeit sogenannte Zusatzversicherungen über einen privaten Versicherer abzuschließen. Konkret bedeutet dies, dass die Kosten der gesetzlichen Krankenversicherung deutlich planbarer und stabiler sind als jene der privaten Versicherer.
Von Vorteil ist die gesetzliche Krankenversicherung des Weiteren für Familien. Grundsätzlich können nämlich die Kinder des Versicherungsnehmers, in Einzelfällen auch die Partner, kostenlos mitversichert werden. So profitiert ein bereits ausgezogener Student ebenso von der Krankenversicherung eines Elternteiles wie ein Neugeborenes. Im Gegensatz dazu müsste in der privaten Krankenversicherung jedes Individuum einzeln versichert werden und es würden zusätzliche Beiträge fällig. Die unterschiedlichen Kosten privater und gesetzlicher Versicherer führen jedoch zu großen Unterschieden in verschiedensten Bereichen. So kann ein privat Versicherter darauf bestehen in einem Einzelbettzimmer zu liegen, ein Anspruch, den einer gesetzlich Versicherter nicht hat. Weitere Leistungsunterschiede zwischen gesetzlich und privat versicherten Menschen sind:
– Geringere Wahlmöglichkeiten beim Krankenhaus oder dem behandelnden Arzt
– Brillen und Sehhilfen werden durch die GKV nur stark eingeschränkt übernommen
– Weniger diverse Behandlungsmöglichkeiten
Vorteile der privaten Krankenversicherung
Die private Krankenversicherung bietet eine maßgeschneiderte Versicherung an, welche Sie individuell auf ihre Bedürfnisse anpassen können. Dies geht allerdings mit deutlich höheren Prämien einher.
Insbesondere für Menschen mit einem höheren Einkommen ist die private Krankenversicherung also interessant. Auch ein frühzeitiger Eintritt in die private Krankenversicherung ist in den meisten Fällen empfehlenswert, da das in jungen Jahren geringere Gesundheitsrisiko einen positiven Einfluss auf die Prämienhöhe hat.
Zwar steigen die Kosten im Alter mehrheitlich an, allerdings bieten private Versicherer mittlerweile Standardtarife an, mithilfe derer einem solchen Anstieg entgegengewirkt werden soll.
Kommen wir nun zu den Vor- bzw. Nachteilen der privaten Krankenversicherung auf einen Blick:
Vorteile:
– Flexiblerer Versicherungsschutz
– Kein Eigenanteil bei Medikamenten
– Schnellere Termine und geringere Wartezeiten
– Zugang zu besseren Leistungen und innovativen Behandlungsmethoden
– Garantierte Leistungserbringung
Nachteile:
– Kompliziertere Absicherung von Familienmitgliedern
– Erforderlichkeit einer Gesundheitsprüfung vor dem Vertragsabschluss
– Möglichkeit der Beitragssteigerungen im Alter
Fazit
Sinnvoll ist eine private Krankenversicherung grundsätzlich für junge Menschen, welche entweder verbeamtet sind oder über ausreichende finanzielle Mittel verfügen, denn häufig wird der finanzielle Aspekt mit der Zeit zum Problem. Eine ausführliche Information vor der Entscheidung zum Wechsel in die private Krankenversicherung ist daher empfehlenswert.
Wenn ich einmal in die private Krankenversicherung eintrete, gibt es keinen Weg zurück.
Das Gerücht, dass ein Wechsel zurück in die GKV unmöglich ist, hält sich hartnäckig. Zwar hat dieses einen wahren Ansatz, 100 % zutreffen tut die Aussage jedoch nicht, denn ein Wechsel zurück ist unter besonderen Umständen möglich, wenn auch aufwändig. So soll verhindert werden, dass junge, gesunde Menschen in die PKV eintreten und mit niedrigen Beiträgen hervorragende Leistungen erhalten, nur um mit dem Alter, bei steigenden privaten und sinkenden gesetzlichen Beiträgen, zurückzuwechseln.